Suchmenü ausblenden


Suchmenü einblenden

News > Buchrezension "Reinventing Organizations" - eine Pflichtlektüre für alle Eigentümer, Unternehmer und Führungskräfte!

Wenn wir die herausfordernden Probleme unserer Zeit lösen wollen, werden wir eine neue Weltsicht, ein neues Menschenbild und neue Organisationsformen brauchen – stärker sinnorientierte Wirtschaftsunternehmen, beseelte Schulen, wirkungsvollere gemeinnützige Organisationen. Jeder, der sich ins Neue begibt, wird wahrscheinlich auf Widerstände stoßen und vielleicht als Idealist oder Narr bezeichnet werden. Doch die Welt wurde nur durch solche Menschen verändert. Wenn Sie einer davon sind, wird Ihnen „Reinventing Organizations“ von Freceric Laloux zusätzliches Vertrauen darin geben, dass Veränderung möglich ist. Außerdem wird Ihnen das Buch ein inspirierender und praktischer Leitfaden sein.
Das Überleben vieler Tierarten, Ökosysteme und vielleicht der Menschheit selbst hängt von unserer Fähigkeit ab, uns zu höheren Formen des Bewusstseins zu entwickeln und von dort aus in einer neuen Weise zusammenzuarbeiten, um unsere Beziehung mit der immer komplexer werdenden Welt zu transformieren und die Schäden, die wir angerichtet haben, zu heilen. Das erste Kapitel des Buches gibt einen Überblick über die Entwicklungsstufen des menschlichen Bewusstseins, mit denen sich eine große Anzahl von Historikern, Anthropologen, Philosophen, Mystikern, Psychologen und Neurowissenschaftlern beschäftigt haben (z.B. Clare Graves, Jean Gebser, Jean Piaget, Lawrence Kohlberg, Carol Gilligan, Jane Loevinger, James Fowler, Susanne Cook-Greuter, Robert Kegan, Bill Torbert). Die jeweils höhere Stufe ist dabei nicht besser als die früheren, sondern sie ist „komplexer“ in ihrem Umgang mit der Welt. Jede Stufe ist für bestimmte Kontexte angemessen und geschieht durch plötzliche Transformation, so wie eine Raupe, die zum Schmetterling wird.
Die Entwicklungsstufen können vereinfacht wie folgt beschrieben werden:
1. Das reaktive Paradigma (Instinkt)
Dies ist die früheste Entwicklungsstufe der Menschheit, die etwa die Zeit von 100.000 bis 50.000 v. Chr. umfasst, als wir in kleinen Familiengruppen lebten. Die Nahrungssuche ist die Grundlage des Überlebens. Neugeborene Babys leben etwa aus dieser Stufe heraus. (0,1 % der erwachsenen Bevölkerung, 0 % der Macht)
2. Das magische Paradigma (Magie)
Vor etwa 15.000 Jahren bewegten sich die kleinen Familiengruppen zu Stämmen. Ursache und Wirkung können kaum nachvollzogen werden, deshalb ist die Welt voller Geister und Magie. Die Menschen leben meist in der Gegenwart und es gibt kaum Projektionen in die Zukunft. Heute wird diese Stufe typischerweise von Kindern im Alter von etwa 24 Monaten erfahren. (10 % der Bevölkerung, 1 % der Macht)
3. Das tribale impulsive Paradigma (Macht)
Vor ungefähr 10.000 Jahren entstanden die ersten Stammesfürstentümer, anfänglichen Imperien und Organisationsformen. Das Ego ist vollkommen ausgebildet und die Menschen haben ein Selbstgefühl, das völlig getrennt von anderen und der Welt ist. Auf dieser Stufe wird die Welt als ein gefährlicher Ort gesehen, wo die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse davon abhängt, dass man stark und widerstandsfähig ist. Die Währung in dieser Welt ist Macht. Hier beginnt in großem Ausmaß die Sklaverei. Das tribale Paradigma ist sehr passend für eine feindliche Umgebung: Schlachtfelder, Bürgerkriege, „gescheiterte Staaten“, Gefängnisse oder gewalttätige Gegenden in Großstädten (z.B. Straßengangs oder Mafiaclans). (20 % der Bevölkerung, 5 % der Macht)
4. Das traditionelle konformistische Paradigma (Regeln)
Vor etwa 4.000 Jahren v. Chr. entstand das Zeitalter der Landwirtschaft, Staaten, Zivilisationen, Institutionen, Bürokratien und organisierten Religionen. Das Ego und der Selbstwert sind stark von der Meinung anderer abhängig. Selbstdisziplin und Selbstkontrolle wird gelernt. Konformistische Gesellschaften haben einfache moralische Regeln, Dinge sind entweder richtig oder falsch. Die Kirche ist die maßgebliche traditionelle Organisation der westlichen Welt. Die meisten Regierungsorganisationen, öffentliche Schulen, religiöse Institutionen und das Militär werden heute noch nach konformistischen Prinzipien und Praktiken geführt. In traditionellen Organisationen geschieht das Denken oben, das Tun unten. Es wird ein ganzer Katalog von Regeln formuliert. Die darunterliegende Weltsicht besagt, dass Arbeiter meist faul und unehrlich sind und deshalb klare Vorgaben brauchen. Sie müssen kontrolliert werden und man muss ihnen sagen, was von ihnen erwartet wird. Innovation, kritisches Denken und Selbstausdruck sind nicht wichtig (und werden oft als hinderlich gesehen).
Menschen sind damit zufrieden, in ihrer Rolle zu bleiben und nicht nach Höherem zu streben. Titel, Rangordnungen und Uniformen werden erfunden und angewendet, um die Identifikation mit einer Rolle zu verstärken. Die Mitarbeiter „gehören“ der Organisation und es wird eine lebenslange Beschäftigung erwartet. (40 % der Bevölkerung, 30 % der Macht)
5. Das moderne leistungsorientierte Paradigma (Maschine)
Effektivität ersetzt die Moral. Das Ziel im Leben besteht darin, besser als andere zu sein. Heute ist die moderne Weltsicht wahrscheinlich die dominierende Perspektive bei den meisten Führungskräften in Wirtschaft und Politik. In einer Zeitspanne von nur zwei Jahrhunderten hat uns dieses Paradigma ein nie da gewesenes Ausmaß an Wohlstand gebracht.
Die dunkle Seite des modernen leistungsorientierten Maschinen-Paradigmas ist die Gier der Unternehmen, eine Wirtschaft, die auf künstlichen Bedürfnissen basiert und aus finanzieller und ökologischer Perspektive nicht nachhaltig ist, kurzfristige Politik, Überschuldung, übermäßiger Konsum und die schonungslose Ausbeutung der Ressourcen und Ökosysteme des Planeten. Diese Weltsicht ist durch und durch materialistisch und misstraut jeder Spiritualität und Transzendenz. Unser Ego erreicht hier den Gipfel seiner Dominanz. Mehr wird meist als besser verstanden. Wir leben im Grunde in der Zukunft, vollkommen beschäftigt mit Selbstgesprächen über die Dinge, die wir noch tun müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Es wird eine ganze Anzahl von finanziellen Anreizen geschaffen, um die Mitarbeiter zum Erreichen festgesetzter Ziele zu motivieren und die Personalentwicklung wird ins Leben gerufen. Die Menschen tragen nun eine professionelle Maske (rational, egogesteuert, maskulin) und wechseln alle paar Jahre die Position. (30 % der Bevölkerung, 50 % der Macht)
6. Das postmoderne pluralistische Paradigma (Familie)
Die postmoderne pluralistische Weltsicht hat eine hohe Sensibilität für die Gefühle der Menschen. Sie sucht nach Fairness, Gleichheit, Harmonie, Gemeinschaft, Kooperation und Konsens. Für Menschen, die aus dieser Perspektive handeln, sind Beziehungen wichtiger als Ergebnisse. Pluralistische Führungskräfte sollten dienende Führungskräfte sein, die ihren Mitarbeitern zuhören, sie ermutigen, motivieren und entwickeln. In postmodernen Organisationen folgen Führungskräfte gemeinsamen Werten und Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt und ermutigt, ihren Teil beizutragen. Die Ergebnisse sind oft spektakulär. In vielen Fällen setzen postmoderne Organisationen eine inspirierende Sinnausrichtung ins Zentrum allen Handelns. Geschäftsführer postmoderner Organisationen sagen, dass die Förderung der Kultur und der gemeinsamen Werte ihre wichtigste Aufgabe ist. Für postmoderne Organisationen ist die Sozialverantwortung ein integraler Teil des Wirtschaftens. (10 % der Bevölkerung, 15 % der Macht)
Auf jeder Stufe machten wir einen Sprung in unseren kognitiven, moralischen und psychologischen Fähigkeiten im Umgang mit der Welt. Die nächste Stufe, in die wir uns gerade erst hineinbewegen, korrespondiert mit der Ebene der „Selbstverwirklichung“ im Modell von Abraham Maslow und wird „authentisch, evolutionär oder integral“ genannt. In der integralen Weltsicht weisen wir unser Ego in die Schranken, suchen nach der inneren Stimmigkeit und nach einer heilsameren Daseinsweise. Es findet ein Wandel vom Paradigma des Mangels zu einem Paradigma, das auf unseren Stärken basiert, statt. Evolutionäre Gesellschaften haben vielleicht kein oder sogar ein negatives Bruttoinlandsprodukt, werden aber emotional, spirituell und in ihren Beziehungen viel reicher sein.
7. Das integrale evolutionäre Paradigma (Integral)
Die nächste Stufe korrespondiert mit der Ebene der „Selbstverwirklichung“ im Modell von Abraham Maslow und wird authentisch, integral oder evolutionär genannt.
Auf der integralen Ebene macht sich eine tiefe Sehnsucht nach Ganzheit bemerkbar. Für Menschen, die sich in die integrale Stufe hineinentwickeln, wird das Tragen von Masken am Arbeitsplatz so schmerzhaft, dass sie lieber in irdendeiner Form selbstständig arbeiten, um in sich selbst und in Beziehung zum Leben und der Natur und in Beziehung zu anderen Ganzheit zu finden.
Der Übergang zur integralen evolutionären Stufe geschieht, wenn wir die Identifikation mit unserem eigenen Ego überwinden. Indem wir unser Ego aus der Distanz betrachten, sehen wir plötzlich, wie seine Ängste, Ziele und Wünsche oft unser Leben bestimmen. Wir lassen nicht mehr zu, dass seine Ängste reflexhaft unser Leben kontrollieren. An Stelle der Angst tritt die Fähigkeit, der Fülle des Lebens zu vertrauen. Entscheidungsgrundlage in unserem Leben ist die innere Stimmigkeit. Wir fragen uns, wer wir sind, worin unsere Berufung liegt und was unser Sinn in diesem Leben sein könnte. Wir setzen uns keine Lebensziele mehr, die bestimmen, in welche Richtung wir gehen. Stattdessen lernen wir, loszulassen und auf das Leben zu hören, das durch uns gelebt werden will. Wir tauschen Beurteilung gegen Mitgefühl und Wertschätzung. Es findet ein Wandel vom Paradigma des Mangels zu einem Paradigma, das auf unseren Stärken basiert, statt. Hindernisse werden als Botschaften des Lebens gesehen, durch die es uns etwas über uns selbst und die Welt lehrt. Das Denken in Paradoxien, das Sowohl-als auch-Denken löst das Entweder-oder-Denken ab.
Es entsteht eine neue Qualität in Beziehungen, wenn unser Zuhören nicht länger darauf begrenzt wird, Informationen zu sammeln, um besser überzeugen, belehren und ablehnen zu können.
In evolutionären Organisationen, die weniger vom Ego angetrieben werden, können wir darauf hoffen, dass wir einige der dunklen Seiten der vorangegangenen Stufen hinter uns lassen. Die Beziehung zur Macht könnte in grundlegender Weise transformiert werden. Wir können erwarten, dass Sinn mehr als Profitabilität, Wachstum oder Markanteile das Leitprinzip der Entscheidungsfindung sein wird. Vermutlich sind es Orte, an denen Menschen bei der Arbeit vollkommen sie selbst sein können und in nährenden Beziehungen leben. (1 % der Bevölkerung, 5 % der Macht)
In Kapitel 2 stellt Laloux Organisationen und deren Strukturen, Praktiken und Kulturen vor, die teilweise schon über 30 Jahre das integrale Paradigma leben. Der Autor konnte drei Charakteristika erkennen: Selbstführung, Ganzheit und evolutionärer Sinn.
Evolutionäre Organisationen sind „lebende Organismen mit Seele“. Sie überwinden die ungleiche Machtverteilung, lauschen nach innen, richten sich nach ihrem evolutionären Sinn aus, konzentrieren sich auf das, was getan werden muss und nicht auf die Profitabilität. Paradoxerweise sind sie dennoch sehr profitabel. Sie suchen nach einer praktikablen Lösung, die sich schnell implementieren lässt und nicht nach der bestmöglichen Lösung. Dabei nähern sie sich sehr stark einer Wirtschaft mit geschlossenen Kreisläufen ohne Müll und Gift und hundert Prozent Recycling an.
Laut Laloux unterstützen evolutionäre Organisationen Menschen dabei, ihre Ganzheit wiederzuerlangen und ihr vollständiges Selbst in die Arbeit einzubringen. Wenn Mitarbeiter eingeladen werden, auf den Sinn der Organisation zu hören, dann werden sie auch nach ihrer eigenen Berufung fragen. In Bewerbungsgesprächen geht es um die einfache und grundlegende Frage „Haben wir das Gefühl, dass wir für einen gemeinsamen Weg bestimmt sind“? Evolutionäre Organisationen bieten Beratungen und individuelles Coaching nicht nur Führungskräften, sondern allen Mitarbeitern an.
In evolutionären Organisationen sind Menschen intrinsisch motiviert und haben die Freiheit, auf Notwendigkeiten, die sie spüren, zu reagieren. Veränderung ist allgegenwärtig, sie geschieht natürlich, überall, ständig und meist ohne Schmerz und Anstrengung.

In Kapitel 3 beschreibt Laloux die Bedingungen, um eine evolutionäre Organisation zu gründen oder zu entwickeln: Das leitende Management (Gründer, Leiter, Geschäftsführer) und der Eigentümer müssen die integrale evolutionäre Weltsicht verstehen und leben.
„Die größte Gefahr in Zeiten des Umbruchs ist nicht der Umbruch selbst – es ist das Handeln mit der Logik von gestern.“ (Peter Drucker)
Dieses Buch empfinde ich als einzigartig. Es ist ein sehr wichtiges und bahnbrechendes Buch, das die Veränderungen in Bewusstsein, Kultur und sozialen Systemen thematisiert, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der menschlichen und kosmischen Evolution in zunehmendem Maße ereignen.
Es ist ein Buch, das inspiriert und Lust macht, die Zukunft zu gestalten. Es ist ein Leitfaden für Menschen, für die das gegenwärtige Paradigma im Management zutiefst einschränkend ist und eine Pflichtlektüre für Menschen, die Unternehmen, Schulen, Krankenhäuser oder gemeinnützige Organisationen entwickeln möchten.
Mir gefällt vor allem die tiefgründige, tiefgreifende, ganzheitliche, globale und integrale Sichtweise von Laloux. Endlich ein Buch, das Wirtschaft mit Spiritualität verbindet.

Praktischer Nutzwert ✶ ✶ ✶ ✶✶
Lesbarkeit/Schreibstil ✶ ✶ ✶ ✶✶
Verständlichkeit ✶ ✶ ✶ ✶✶
Gliederung/Übersichtlichkeit ✶ ✶ ✶ ✶✶
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche ✶ ✶ ✶ ✶✶

mit 0 bis 5 Sternen zu bewerten (0 = sehr schlecht, 5 = außergewöhnlich gut) zu bewerten.

http://www.ganzheitscoaching.at/seite39.htm


Sie sind hier: News

Weitere bestNET.Portale

powered by T3consult
Datenschutz-Erklärung