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Lexikon > Umgangsformen


Umgangsformen sind Formen zwischenmenschlicher Interaktion.
Eine Gesellschaft bewertet bestimmte Verhaltensformen negativ (z. B. als derb, roh, ungehobelt, unhöflich, ungesittet, feige) oder positiv (z. B. als gut erzogen, höflich, kultiviert, edel, tapfer) und unterscheidet „gute“ und „schlechte“ Umgangsformen. Häufig verwendet man in der deutschen Sprache das Wort „Umgangsformen“ ohne den Zusatz „gut“ und meint gleichwohl „gute Umgangsformen“.1
Umgangsformen fungieren derweil auch als identitätsstiftendes Zeichen der Zugehörigkeit einer Gesellschaft wie auch einer sozialen Gruppe innerhalb einer Gesellschaft.

Umgangsformen und Etikette


Selbst Fachautoren verwenden die Wörter „Umgangsformen“ und „Etikette“ häufig bedeutungsgleich.2 Im engen Sinne wird damit jedoch Unterschiedliches bezeichnet:
  • Der Ausdruck Umgangsformen (Benehmen, Manieren) bezeichnet konkrete Verhaltensgewohnheiten: die Art und Weise, wie ein Mensch bestimmte soziale Situationen tatsächlich handhabt, z. B. ob und mit welchen Worten, welchen Gesten usw. er eine andere Person begrüßt, wenn er ihr begegnet.3
  • Der Ausdruck Etikette dagegen bezeichnet einen (geschriebenen oder ungeschriebenen) Regelkanon, in dem Abläufe des sozialen Umgang festgelegt sind, z. B. die Regeln, ob und mit welchen Worten und welchen Gesten eine Person eine andere zu begrüßen hat.3


Geschichte


Einer der ersten „Vermittler“ von Bildung und Umgangsformen war Erasmus von Rotterdam (1466–1536), der mit seinen „Erziehungsbüchern“ für Fürsten (Fürstenspiegel) und seinem Benimmbuch (de civilitate) einen Leitfaden vorgab. Soziologisch ausgerichtet war auch das 1788 erstmals herausgebrachte Werk Über den Umgang mit Menschen des Freiherrn Knigge (1752–1796).
Im Gegensatz zur heutigen landläufigen Meinung handelt es sich bei dem Buch keineswegs um einen mit Ratschlägen zu Fragen der Art: „Welche Gabel darf mit welchem Messer zu welchem Essen verwendet werden?“ Erst nach Knigges Tod wurde sein Buch mehrfach von Herausgebern umgeschrieben und so immer mehr zu einer Anstandsfibel, einem modernen Knigge.

Siehe auch


  • Interkulturelle Kompetenz
  • Verhaltensmuster
  • „“, ein Unterrichtsfach in Bremen


Einzelnachweise und Anmerkungen


1 Nicht immer werden die in einem konkreten Umfeld als „gut“ angesehenen Umgangsformen dort auch tatsächlich praktiziert – oft klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
2 Z.B. Helen Ann Augst: Das große Buch der Umgangsformen: Das Standardwerk des „guten Tons“ für alle Bereiche des beruflichen und privaten Lebens, Baden-Baden: Humboldt-Taschenbuch, 2004, ISBN 3-89994-891-2
3 Maud Beetz: Der Knigge für das Bankgeschäft: Mit sozialer Kompetenz Imagewerte verbessern und Geschäftserfolge steigern, Wiesbaden: Gabler, 2009, ISBN 978-3-8349-0797-4, S. 18 (); Annette Zwahr (Redaktion): Meyers großes Taschenwörterbuch. Bibliographisches Institut, Mannheim 2004, ISBN 3-411-10709-X (Stichwort „Etikette“);Ursula Kraif (Redaktion): Duden – Das Fremdwörterbuch. 9. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-04059-9 (Stichwort „Etikette“)

Literatur


  • Asfa-Wossen Asserate: Manieren. Eichborn, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8218-4739-5 (unter Mitwirkung von Martin Mosebach).
  • Thomas Baumer: Handbuch interkulturelle Kompetenz Orell Füssli, Zürich 2002, ISBN 3-280-02691-1 und ISBN 3-280-05081-2 (2 Bände).
  • Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-28258-1 (französisch: La distinction. Critique sociale du jugement. Paris 1979. Beruht auf empirischen Untersuchungen in Frankreich in den 1960er-Jahren.).
  • Inge Wolff: Umgangsformen. Ein moderner Knigge. Bessermann, München 2004, ISBN 3-8094-1557-X


Weblinks


  • [http://gutenberg.spiegel.de/knigge/umgang/umgang.htm Über den Umgang mit Menschen.] Im Projekt Gutenberg
  • [http://www.aui-umgangsformen.com/ Website des Arbeitskreises Umgangsformen International]



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Umgangsformen

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